Wenn der 1. FC Lok in den 80er Jahren in die Welt auszog, war er mit seiner sonoren Stimme meist dabei: Walter Weitz! Für die vielen Daheimgebliebenen in der DDR beschrieb er ganz genau, was sich auf dem grünen Rasen abspielte und freute sich über jeden Erfolg des 1. FC Lok. Beim Bundesliga-Aufstieg des VfB Leipzig war Walter live im Stadion zugeschaltet, kommentierte die Tore von Anders und Rische und berichtete später noch von der Hitze und den schlechten Sichtverhältnissen so weit oben in den Sprecherkabinen des Zentralstadions.
Wenige waren bei den Erfolgen des 1. FC Lok näher dran als er, der auch die Gala zu 50 Jahre 1. FC Lok Leipzig im Jahr 2016 moderierte. Eine naheliegende Entscheidung, diesen erfahrenen Mann die Bühnenregie zu geben, denn egal ob Karli Drößler, Wolfram Löwe, Wolfgang Altmann oder Ulli Thomale: Walter kannte sie alle und alle kannten Walter. Gemeinsam moderierte ich mit ihm damals auf der Bühne, kannte vorher die Stimme, aber nicht den Menschen. Seine herzliche Frau brachte Walter damals mit in den Felsenkeller, Gespräche ergaben sich schnell, auch die Vorbereitungssitzungen zwischen der Radio-Legende und dem Fanradio-Kommentator waren stets auf Augenhöhe, der langjährige Reporter wusste zu führen ohne zu dominieren. Es ging um die Sache, um den 1. FC Lok.
Für die Gala hatte Walter einen klaren Plan: Niemanden langweilen und wenn es zu lang wird, machen wir einfach schneller. Und so kam es, dass der erste Teil mit den Erfolgen bis zum EC-Finale 1987 den Großteil des Programms einnahm und nach der Pause die restliche Historie des Probstheidaer Fußballs kurz wegkam. „Interessiert doch keinen, die wollen alle quatschen und Bierchen trinken“, sagte Walter in der Pause zu mir. „Du kannst erzählen und wenn mir noch was einfällt, sag ich schon was“, so der damals 68-Jährige, den Diana Schell als „Fußball-Koryphäe“ ankündigte.
Auch nach der Gala sah ich Walter immer mal wieder mit seiner Frau und seinen Enkelkindern beim 1. FC Lok, am Tisch mit Gesprächspartnern aus alten und neuen Zeiten. Wenn wir uns sahen, sagte er jedes Mal: „Wir müssen mal noch mit den Jungs hier grillen und auf die Gala anstoßen.“ Gemeint waren unter anderem der damalige Aufsichtsratschef Olaf Winkler und Geschäftsführer Martin Mieth. Lieber Walter, es tut mir leid, dass wir das nicht mehr organisiert bekommen haben. Du bist einfach viel zu schnell von uns gegangen.
Walter Weitz verstarb am 28. Mai 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit kurz vor seinem 77. Geburtstag.