Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Fußballfamilie greift dieses Ereignis seit 20 Jahren auf. Jedes Jahr an den Spiel- und Turniertagen um den 27. Januar gedenkt sie den verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen.
„!Nie wieder“, diese Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers, haben Fußballfreunde 2004 aufgegriffen und den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ ins Leben gerufen. Am 27. Januar 2004 wurde die Initiative in der Evangelischen Versöhnungskirche, KZ-Gedenkstätte Dachau, gegründet. Die Anregung kam aus Italien. Ein Bündnis aus Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekten, Vereinen, Verbänden und Institutionen aus dem Fußball gedenkt seitdem der preisgegebenen Familienmitglieder und engagiert sich für eine würdige Gedenkkultur und für ein Stadion ohne Diskriminierung.
Als Erster Deutscher Meister gehört auch und gerade die Beleuchtung der dunkelsten Stunden unserer langen Vereins-Historie zu unseren wichtigsten Aufgaben. Die Opfer des Nationalsozialismus dürfen nicht vergessen werden, auch nicht bei uns. Umso wichtiger, dass sich besonders die Lok-Nachwuchsspieler mit diesem wichtigen Thema intensiv befassen. In bisher drei Projekten haben sie zu den Schicksalen unserer jüdischen Vereinsmitglieder geforscht.
Jugendspieler recherchieren Schicksal von ehemaligem jüdischen Vereinsarzt Willy Michaelis
Nachdem bereits in den vergangenen Jahren die Schicksale der jüdischen Familie Rotter sowie des ehemaligen VfB-Trainers Gyula Kertész durch unsere jeweilige U15-Nachwuchsmannschaft recherchiert worden waren, hat auch im Jahr 2023 der 1. FC Lokomotive Leipzig, Verein für Bewegungsspiele gemeinsam mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V. wieder ein Jugendprojekt zu Ausgrenzung und Diskriminierung im Sport während der NS-Diktatur durchgeführt.
Im Dezember 2023 haben die Nachwuchssportler unserer U15-Mannschaft nicht nur an Workshops zu den Themen Rechtsextremismus und Antisemitismus teilgenommen, sondern auch aktiv an der Recherche zur Lebensgeschichte des damaligen VfB-Vereinsarztes Willy Michaelis mitgearbeitet. Die abschließende Phase des Projekts ist derzeit in vollem Gange, und eine umfassende Auswertung steht bevor. Als Abschluss dieses Projekts wird der Verein auch in diesem Jahr die Verlegung eines weiteren sogenannten Stolpersteins für ein verdientes Mitglied des VfB Leipzig begleiten.
„In Begleitung erstklassiger Referenten haben unsere Nachwuchsspieler der U15 ausführlich über die Themen Rechtsextremismus, Diskriminierung und Ausgrenzung im Fußball und in der Gesellschaft diskutiert und diese analysiert, wobei sie insbesondere eine Verbindung zum damaligen VfB Leipzig hergestellt haben. Es begeistert uns sehr, wie intensiv und interessiert die Jugendlichen in diesem Projekt Jahr für Jahr mitwirken“, so Jens Hirschmann, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Lok und 2021 letzter Präsident des VfB Leipzig.
„Gesellschaft, Geschichte und Sport sind sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart eng miteinander verflochten. Es ist daher von großer Bedeutung für heutige Sportler, die Historie ihres Vereins zu verstehen und daraus Erkenntnisse für die gegenwärtige Zeit zu gewinnen. Der Erich Zeigner Haus e.V. unterstützt mit Freude eine derart authentische Initiative, die darauf abzielt, die Verbrechen der NS-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.,“ so der Geschäftsführer Henry Lewkowitz.
Der 1. FC Lokomotive Leipzig als Erster Deutscher Fußballmeister setzt sich seit vielen Jahren mit seiner Geschichte während des Nationalsozialismus kritisch auseinander. Im Leitbild des Vereins heißt es u.a.: „Wir vermitteln Werte wie Loyalität, Respekt, Fairness und Toleranz. Wir üben Solidarität mit in Not geratenen Menschen und zeigen uns hilfsbereit gegenüber Benachteiligten. Wir treten aktiv und konsequent gegen jede Form von Diskriminierung auf.“ Seit 2023 ist der 1. FC Lok der erste Fußballverein in den neuen Bundesländern, vor dessen Stadion ein Stolperstein an eines seiner Mitglieder, dem Trainer Gyula Kertész, erinnert.
Informationen zu Dr. Willy Michaelis: https://www.fussballmuseum.de/juedische-fussballer/lexikon/mehr/222?cHash=c94688eae0a59dde8fa2a32a18bd7137